Warum ich ohne Beleghebammen keine weiteren Kinder bekommen möchte…

Wie wahrscheinlich mittlerweile jeder schon mitbekommen hat, wollen die Haftpflichtversicherungen die Versicherung für Hebammen spätestens ab Mitte 2016 einstellen. Da Hebammen aber verpflichtet sind eine Berufshaftpflicht abzuschließen, dürfen sie, sofern nicht etwas passiert, nicht mehr arbeiten.

Keine(Beleg-) Hebamme zu haben, die mich während der Geburt begleitet, wäre für mich ein Grund meinen Wunsch nach einem zweiten oder einem dritten Kind, zu den Akten zu legen. Um euch zu erklären, warum, poste ich einen Bericht über die Geburt meiner Maus, die für mich doch so schrecklich war, dass ich ohne Beleghebamme keine Geburtsstation eines Krankenhauses mehr betreten möchte.

Los ging es in der Nacht vom 2.10.13 auf den 3.10.13. Ich hatte einen kleinen Blasensprung und war so perplex darüber, dass ich mich umgezogen und mich zuerst wieder ins Bett gelegt hatte. Nachdem ich mich über meine plötzliche Inkontinenz gewundert habe und deswegen nicht mehr schlafen konnte, bin ich um 3 Uhr nachts aufgestanden und habe die Kaffeemaschine gestartet. Zum Glück habe ich dann schnell begriffen, dass ich nicht inkontinent bin, sondern einen Blasensprung haben muss. Schließlich war ich ja auch schon drei Tage über ET.
Da ich keine Wehen hatte, habe ich beschlossen erst einmal abzuwarten und den Superhelden schlafen zu lassen.

Gegen 6 Uhr habe ich ihn dann mit den Worten „Du musst aufwachen, ich glaube es geht los.“ geweckt. Er sprang sofort panisch aus dem Bett, hat sich irgendwelche Klamotten übergeworfen, die Krankenhaustasche gegriffen und mich fast schon aus der Wohnung Richtung Auto gezerrt.

Um 6:30 Uhr waren wir dann in der Klinik. Ich wurde untersucht und ans CTG angeschlossen, ob sich denn schon was tut. Nebenbei wurde kontrolliert, ob es sich bei der Flüssigkeit auch wirklich um Fruchtwasser handelt.
Ergebnis: Es war Fruchtwasser und weder am Muttermund noch Wehentechnisch tut sich im Moment etwas.
Leider lassen die einen im Krankenhaus nach einem Blasensprung nicht wieder nach Hause um den Wehenbeginn abzuwarten, also habe ich ein kleines Einzelzimmer (Wehenzimmer) bekommen und wurde darüber aufgeklärt, dass die Geburt eingeleitet werden muss, wenn sich in den nächsten 24 Stunden nichts tut, denn aufgrund meiner Antibiotikaallergie, ist das Kind infektionsgefährdet.
Wir sollten also spazieren gehen und Treppen steigen… Das macht Freude, sag ich euch, wenn man gefühlt 100kg zusätzliches Gewicht mit sich rumschleppt und eine Symphysenlockerung hat.

Im Laufe des Tages hatte ich immer mal wieder Wehen, die aber noch nicht dramatisch waren. Seltsam fand ich nur, dass das CTG an das ich zwischendurch immer mal wieder gehängt wurde, keinerlei Wehentätigkeit angezeigt hat…

Abends haben die Wehen ganz plötzlich aufgehört, was mich echt fertig gemacht hat. Mittlerweile wundert es mich nicht mehr, dass die Wehen aufgehört haben. Schließlich war ich ja seit 3 Uhr nachts wach und wurde den ganzen Tag durch die Gegend gescheucht.
Nach unseren Spazier- bzw. Treppengängen war ich so kaputt, dass ich fast 2 Stunden auf meinem Bett saß und Rotz und Wasser geheult habe. Ich fühlte mich vom Krankenhauspersonal allein gelassen und überfordert.

Da es mittlerweile 22 Uhr war, wurde der Superheld nach Hause geschickt. Die Nacht war soweit ruhig. Ich konnte schlafen und hatte keine Wehen.

Am nächsten Morgen kam die diensthabende Ärztin und riet mir wegen der Infektionsgefahr zur Einleitung mit Cytotec. Sie klärte mich über mögliche Risiken und Nebenwirkungen auf, versicherte mir aber, dass man darauf sofort reagieren kann, denn wir sind ja schließlich in einem großen Krankenhaus. Ich habe also mein Einverständnis gegeben, den Zettel unterschrieben und die erste 25mg-Dosis Tabletten bekommen.

Glücklicherweise kam im gleichen Augenblick der Superheld zur Tür herein, denn die ersten Wehen kamen sofort und waren jetzt schon echt heftig, kamen aber nur alle 8 Minuten. Falls sich die Wehen nicht steigern, sollte ich in 4 Stunden die nächste Dosis bekommen.

Natürlich haben sie sich nicht gesteigert und am Muttermund tat sich ebenfalls rein gar nichts.
Die nächste Cytotec-Dosis war schon die Doppelte, also 50mg.
Im gleichen Augenblick haben sich die Wehen natürlich gesteigert auf alle 6 Minuten und um einiges heftiger. Mittlerweile hatte ich schon die vierte Hebamme.
Ich wurde wieder ans CTG gehängt, was ich als furchtbar empfand, denn liegen war mittlerweile kaum noch auszuhalten.
Das CTG zeigte immer noch keine Wehen an und ich fing an, an mir selbst zu zweifeln, ob ich das auch wirklich schaffe, wenn ich jetzt schon so kämpfe.

Vier Stunden später wurde ich wieder untersucht. Natürlich kein Fortschritt am Muttermund und die Wehen haben sich auch nicht weiter gesteigert, also bekam ich die vierfach-Dosis Cytotec. Plötzlich hatte ich von jetzt auf gleich einen Wehensturm. Zwei Stunden lang eine durchgehende Wehe. Zwischendurch habe ich nach einem Schmerzmittel verlangt. Die Hebamme wollte mir aber so kurz vor Schichtwechsel keins geben.
Als ich dann eine Stunde später endlich einen Buscopantropf gelegt bekommen habe, war ich glücklich über die 30 Sekunden Abstände zwischen den Wehen.

Nach weiteren vier Stunden hat mir meine neue Hebamme mitgeteilt, dass ich wohl einen Kaiserschnitt bekomme, wenn sich immer noch nichts am Muttermund getan hat. Ich wollte am liebsten aufhören und nach Hause gehen.
Die Hebamme untersuchte mich und stellte fest, dass der Muttermund nun 3cm geöffnet ist. Endlich nach 12 Stunden die ersehnten 3cm, die eine PDA möglich gemacht haben.

Wir zogen endlich in den Kreissaal um und der Anästhesist wurde gerufen, der sich leider sehr lange Zeit nahm.

Nach einem kurzen Aufklärungsgespräch und meiner Unterschrift wollte er loslegen, konnte aber nicht, da die Abstände zwischen den Wehen zu kurz waren. Ein Wehenhemmer musste also her. Gesagt, getan. Leider ist auf den Wehenhemmer mein Kreislauf extrem abgesackt. Zu dieser Zeit habe ich schon nicht mehr mitbekommen, dass die PDA gelegt wurde.
Gleich danach habe ich etwas für den Kreislauf bekommen. Endlich habe ich mich etwas besser gefühlt.

Ab da waren wir alleine im Kreissaal, was ich sehr verunsichernd fand, da ich einfach nicht wusste, wann ich die Hebamme rufen sollte. Wie auch? Ich hatte ja auch eine PDA gelegt bekommen… Also habe ich im Minutentakt geklingelt, bis es Ernst wurde.
Ab da ging es sehr schnell. Mit zwei Presswehen war sie mit einer doppelten Nabelschnurumschlingung auf der Welt. Am 5.10.13, also fast drei Tage später. Die Maus hatte außerdem noch einen Armvorfall, was die ganze Sache nicht einfacher gemacht hat.

Nach der Geburt waren wir noch 2 Stunden lang im Kreissaal. Mittlerweile war ich extrem müde und fertig und schickte den Superhelden deswegen nach Hause, da wir leider kein Familienzimmer bekommen hatten.

Während der gesamten Zeit, von Beginn bis Ende hatte ich insgesamt 8 Hebammen, die teilweise jünger waren als ich. Zeitweise hatte ich immer wieder das Gefühl, dass sie in manchen Situationen überfordert waren.
Die Geburtsstation war noch dazu überfüllt, so dass ich sogar eine Stunde warten musste, um etwas zu trinken zu bekommen (Selbst durften wir es nicht holen)
Insgesamt habe ich mich einfach nicht gut aufgehoben gefühlt. Es wirkte alles irgendwie wie eine Massenabfertigung und nicht wie das schöne Ereignis, das man 9 Monate lang herbeigesehnt hat.
In Situationen, in denen man aufbauende Worte und die Unterstützung einer erfahrenen Geburtshelferin gebraucht hätte, musste man sich selbst Mut machen.
Ich glaube, dass man sein Gegenüber kennen muss und Vertrauen haben muss, was bei einer überlasteten Klinikhebamme, die drei bis vier Geburten gleichzeitig betreut, einfach nicht möglich ist.

Für mich ist deshalb klar, dass ich ohne Beleghebamme keine Klinik mehr betrete… Bleibt nur zu hoffen, dass endlich etwas passiert, damit uns die Hebammen auch in Zukunft erhalten bleiben.

Wie war oder ist es bei euch? Wie sehr betrifft euch selbst das Thema? Beeinflusst das Thema eure persönliche Familienplanung?