Mädchen sind immer Papakinder…

„Mach dir keine Sorgen, Mädchen sind am Ende immer Papakinder.“, hat mir meine Mama im ersten Jahr der Maus immer erzählt… Natürlich habe ich ihr nie geglaubt. Warum auch? Wieso sollten Mädchen grundsätzlich Papakinder sein? Zumal meine ja auch extrem mamafixiert war.
In ganz schlimmen Zeiten durfte der Papa sie noch nicht einmal ansprechen. Da wollte sie von früh bis spät nur auf meinem Arm sein und niemand anderen sehen.

Was habe ich damals auf ein wenig Freiheit gehofft. Dass sie zumindest zeitweise mehr am Papa hängt…
Ich war ausgelaugt, gestresst und brauchte unbedingt wieder soziale Kontakte, die mit dem Thema Baby nichts am Hut haben. Endlich war es dann soweit… Mein Elternjahr war vorbei, ich konnte wieder arbeiten gehen und der Papa übernahm die restliche Elternzeit.
Über meine neugewonnene Freiheit war ich unglaublich glücklich, denn ich hatte den Abstand zur Maus damals wirklich nötig. Gleichzeitig war ich aber auch voller Zweifel, da sich die Maus bisher nur von mir hat beruhigen lassen.

Glücklicherweise waren meine Zweifel damals völlig unbegründet, denn die Maus hat den Wechsel ihrer anwesenden Bezugsperson scheinbar völlig mühelos und unbeeindruckt überstanden. Sie wurde innerhalb der nächsten Wochen sogar ein richtiges Papakind.
Ungeahnt des späteren Ausmaßes habe ich mich darüber richtig gefreut. Für die Maus, dass sie es endlich geschafft hat, sich etwas von mir zu lösen und für meinen Mann, dass die Maus ihn endlich als Bezugsperson akzeptiert hat.

Mittlerweile kann ich ihren starken Bezug zum Papa nur noch schwer ertragen. Nicht, weil ich es ihr oder ihm nicht gönne, sondern weil es unglaublich weh tut.
Es tut weh, dass sie sich nur selten von mir trösten lässt oder ich sie nicht ins Bett bringen kann, weil sie herzzerreißend nach ihrem Papa schreit und immerzu „Mama weg! Mama weg!“ sagt.

Woran das liegt, kann ich mir nicht erklären. Oft denke ich, dass ich vielleicht sogar selbst Schuld habe, denn in den Schreimonaten der Maus war ich ständig überfordert. Ich war oft verzweifelt und habe sie dann angeschrien oder kurz alleine gelassen um selbst nicht auszurasten. Es gab Momente in denen ich sie und mein neues Leben gehasst habe und genau das dann auch gesagt habe.

Mein schlechtes Gewissen, das ich von damals noch immer mit mir herumtrage, trägt leider nicht dazu bei zu akzeptieren, dass sie ein Papakind ist.
Zeitweise frage ich mich sogar warum sie ihren Papa so viel lieber hat als mich. Obwohl er doch im Umgang mit ihr viel unentspannter ist und die beiden ständig Streit haben.
Wieso mag sie ihn mehr, obwohl er sie so unglaublich häufig anschnauzt und oft völlig genervt von ihr ist?

Klar sind das Gedanken, die man nicht haben sollte, dennoch kann ich sie oft nicht verdrängen und es ist dann schwer für mich meinen Mann nicht anzuschreien oder ihn runter zu machen und ihm seine Fehler vorzuhalten.
Wenn er gar nicht merkt, welches Glück er hat und er genervt ist von ihr, würde ich ihm manchmal am liebsten „MEIN“ Kind wegnehmen…

Ich gebe zu, dass war ein echt düsterer Text, aber nach langem Hin und Her, habe ich ihn doch veröffentlicht, da ich mir diese Gedanken endlich von der Seele schreiben musste… Glücklicherweise verschwinden diese Momente in denen ich solche Gedanken habe auch wieder.

Kennt ihr so einen extremen Mama- bzw. Papabezug bei euren Kindern auch? Wie geht ihr damit um? Zweifelt ihr manchmal an euch selbst oder genießt ihr die Freiheit eher? Oder seid ihr die Bezugsperson und euer Partner kann damit nur schwer umgehen?

6 Gedanken zu “Mädchen sind immer Papakinder…

  1. Frühlingskindermama schreibt:

    Ach Du Liebe, ich kann Dich ganz gut verstehen und kenne das zumindest phasenweise, auch wenn bei uns tendenziell beide Kinder auf mich fixiert sind. Erstmal: es ist nicht Deine Schuld! Ich war auch überfordert mit meinem Großen und habe ihn oft angeschrien und wollte ihn „weghaben“. Klar ist meine Beziehung zu ihm nicht einfach und unbelastet, aber das liegt eher an den Charakteren, glaube ich, weniger an meiner Überforderung in der Babyzeit. Er hatte nach fast 2 Jahren Mama-Fixiertheit eine krasse Phase, wo nur der Papa galt. Das war erst erleichternd, weil in dieser Zeit die Kleine geboren wurde und ich mich ganz um sie kümmern konnte, aber nach einiger Zeit sehr verletzend und kränkend. Er schob mich emotional völlig von sich weg, ich durfte nichts machen. Für ihn war es eine sinnvolle Reaktion seiner Seele, sich eine andere Bezugsperson zu suchen, weil Mama keine Zeit für ihn (da Baby) hatte, aber mir hat es sehr viel ausgemacht. Ich hatte ähnliche Gedanken wie Du, dass der Papa ihn nicht angemessen behandelt, sich nicht für seine Besonderheiten interessiert und völlig unreflektiert erzieht. Das ist bis heute ein großes Problem für mich, auch wenn die Situation jetzt anders ist. Nach einigen Monaten gab sich das wieder und er ließ mich an sich ran. Die Kleine ist bis heute total auf mich fixiert und der Papa wird zwar angehimmelt, aber in einer Krise, Konfliktsituation o.ä. bin nur ich gefragt. Das ist für meinen Mann auch schwer. Trotzdem glaube ich, dass Männer nicht so arg darunter leiden wie wir Mamas. Auch der Große möchte lieber von mir getröstet werden.
    Es gibt viele Kinder, die einen stärkeren Bezug zu einem Elternteil haben, manche auch zu dem, an dem sie sich mehr reiben. Das ist merkwürdig und sehr ungerecht, aber ich glaube nicht, dass das irgendjemandes Schuld ist. Insofern quäle Dich nicht zu sehr, auch wenn es verletzend ist und man das Gefühl hat, der Partner hat es nicht verdient, dass das Kind ihn so anhimmelt.
    Ich habe mal einen ähnlichen Text eines anderen Blogs gelesen und rausgesucht:
    http://philinsmom.com/als-mutter-nur-akzeptiert-und-nicht-geliebt/
    Vielleicht ändert es sich ja irgendwann noch… Ich wünsche es Dir! Und wenn nicht, muss man es akzeptieren, so schwer es fällt. Ich selbst hatte auch einen unterschiedlichen Draht zu meinen Eltern.
    Liebe Grüße!

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    • phidalina schreibt:

      Liebe Frühlingskindermama,
      was würde ich nur ohne deine aufmunternden Kommentare machen…? Danke dafür…
      Meistens komme ich ganz gut damit zurecht. Gestern war einer der Tage, an denen ich es nicht geschafft habe. Ich hoffe trotzdem, dass sie mich irgendwann wieder mehr machen lässt…
      Wenns ums Trösten geht, sind wir an den meisten Tagen übrigens beide gleichermaßen gefragt. Nur eben an schlimmen Krank- oder Qunegeltagen nicht…

      Viele liebe Grüße
      Daniela

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  2. nele7214 schreibt:

    Meine tapfere Heldin ist auch sehr Mama fixiert. Papa geht auch meistens gar nicht, das Theater ist so groß, als würde man sie abschlachten. Bin ich allerdings aus ihrem Blickfeld, ist die Welt wieder in Ordnung und Papa eigentlich auch nicht so schlecht. Manchmal macht es Papa traurig. Wir verstehen nicht, warum es so ist. Ich fühle auch nur noch sehr wenig Luft zum Atmen oder Freiheit, weil ich sie rund um die Uhr am Bein kleben habe. Mal hoffen, das es irgendwann besser wird. Ein Elternzeit Wechsel steht bei uns leider nicht zur Debatte.
    Danke für deine düsteren Worte. 🙂 Mich haben sie erreicht…

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    • phidalina schreibt:

      Liebe Nele,
      ich kann vollkommen nachvollziehen, wie du dich fühlst. Aber halte durch, es werden irgendwann Zeiten kommen, in denen wieder alles einfacher wird. Auch, wenn es jetzt noch weit weg scheint…
      Dann wird auch der Papa noch seinen Auftritt bekommen 😉

      Liebe Grüße
      Daniela

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  3. Dienna schreibt:

    Hey! Kopf hoch! Das ändert sich immer wieder, muss ich feststellen. Mein Sohn ist eigentlich von Anfang an eher ein Papakind gewesen. Manchmal war ich auch etwas traurig deswegen. Aber es macht mich auch glücklich, wenn ich die beiden so vertraut miteinander sehe. Und es gibt immer mal wieder Phasen, in denen er sich nur von mir trösten lassen will, wo er lieber mit Mama spielt und tobt. Sie liebt Dich sicher genau so sehr wie ihren Papa! Glaub nicht, dass Du etwas falsch gemacht hast!
    Liebe Grüße, Nadine

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